HYMNUS
Ausrichtung und Standpunkt:
Die Künstlergruppe HYMNUS richtet den Blick auf neue Formen der Begegnung von Kunst und
Kirche. Ausgehend vom Staunen über den Zauber der Schöpfung reflektieren die drei Künstler in
ihren Bildern, Skulpturen und Fotografien die Beziehung zwischen Mensch und Gott.
Im Zentrum steht dabei die Suche nach dem Erhabenen und wahrhaft Schönen.
Die Künstler:
Die Künstler Gottfried Hula, Johann Lengauer und Wolfgang Sagmeister - ausgestellt in der
Jahresausstellung 2015 in der Galerie der Moderne des Stiftes Klosterneuburg - haben sich
für ein weiterführendes gemeinsames Ausstellungsprojekt unter dem
Titel HYMNUS zusammengeschlossen.
GELEITWORT Kurator Stiftsmuseum Klosterneuburg MMag. Wolfgang Huber
Zwei Generationen – drei Künstler – eine Botschaft
Die Künstlergruppe Hymnus hat es sich zur Aufgabe gemacht, aktuelle christliche Kunst auf der Basis der
Prinzipien Harmonie, Schönheit und Menschenwürde zu schaffen.
Sie gehören verschiedenen Generationen an und sie arbeiten in unterschiedlichen künstlerischen
Medien, der Maler Gottfried Hula, der Fotograf Wolfgang Sagmeister und der Universalist Johann
Lengauer, der gleichermaßen im Bereich der Skulptur, der Objektkunst, Land Art und Performance zu
Hause ist. Die Künstlergruppe verdankt ihre Entstehung der Begegnung der drei Künstler in der Galerie
der Moderne im Stiftsmuseum Klosterneuburg. Sie eint das Anliegen, Menschen mit moderner
christlicher Kunst zu konfrontieren und als Katalysator für Kontakte in allen Richtungen zu wirken.
Allen dreien ist eines gemein: Sie beschäftigen sich mit Religion und Spiritualität, sie suchen in ihren
Werken nach einer Wahrheit jenseits unserer materiellen Wahrheit. Ihre Kunst speist sich in großem
Ausmaß aus der Ehrfurcht vor der Schöpfung, oder, wie Gottfried Hula es ausdrückt:„Das Geheimnis des
unsichtbaren Gottes spiegelt sich in der gesamten Schöpfung wider. Bruchstücke davon aufzuspüren und
sinnlich erfahrbar zu machen, ist die Aufgabe des Künstlers.“ Alle drei haben eine jeweils
unverwechselbare künstlerische Sprache entwickelt, die sie mit bewundernswerter Konsequenz
verfolgen – oft schon seit Jahrzehnten und ohne Rücksicht auf kurzlebige Trends und Moden.
Allen dreien gemein ist auch eine starke Konzentration und große Ernsthaftigkeit in ihrem Schaffen:
Gottfried Hula hat sich vor vielen Jahren auf „Christussuche“ begeben und präsentiert die Ergebnisse
dieser wohl nie endenden Suche in Gemälden, auf denen ausschließlich das Antlitz Christi zu sehen ist.
Seit über 20 Jahren sind mittlerweile viele hundert derartige Bilder entstanden. Sie ringen diesem Thema
immer neue Facetten ab, stellen immer neue Fragen, spielen es durch alle Spielarten und Stilvarianten,
die die klassische Moderne zur Verfügung stellt. Doch auch hinter dem Teil seines reichen Schaffens, das
anderen Themen gewidmet ist, steht die Suche nach dem spritituellen Kern unseres Daseins: „Ich
verstehe Kunst in letzter Konsequenz immer als Gott-Suche; unabhängig, ob es sich bei dem
dargestellten Thema um eine Landschaft, einen Krug, oder das Antlitz Christi handelt.“
Wolfgang Sagmeister ist es gewohnt, genau hin zu schauen – und er sieht dabei oft mehr als andere
Menschen, deren flüchtiger Blick gewohnheitsmäßig über die Dinge hinweggleitet. Sein Schaffen besteht
aus streng komponierten, meist stilllebenartigen Fotografien, die durch Reduktion und Konzentration auf
wenige, aber dafür umso aussagekräftigere Elemente eine starke Wirkung auf den Betrachter ausüben
und bei denen bei aller Ästhetik auch mitunter ein kritischer Ton mitschwingt. „Genesis – die sieben Tage
der Schöpfung“ zeigt Urbilder der Natur – Wolken, Sand, Vogelfedern, Fischschuppen - und birgt subtil
die Warnung vor der drohenden Zerstörung. Bei den „Früchten Edens“ fasziniert die teilweise bizarre
Schönheit seltener, vom Aussterben bedrohter Gemüsesorten und weist gerade durch die ästhetische
Bildsprache umso deutlicher auf deren Gefährdung hin. Sein jüngstes Werk, ein fotografischer
Kreuzweg, der mit Begriffen wie „Unschuld“ „Schmerz“ oder „Hoffnung“ arbeitet, vermittelt
überzeitliche und über das Christliche hinausgehende allgemein menschliche Botschaften mit.
Suchen und Finden sind die zentralen Begriffe im Schaffen Johann Lengauers. Für ihn ist Kunst eine
subtile Verbeugung vor dem Zauber der Schöpfung: Zuerst ein Schauen und Deuten und dann ein
Sichtbarmachen. Dazu passt, dass er oft mit Alltagsmaterialien arbeitet wie Flaschenglas oder
Schleifpapier, denen er durch seine Interventionen überraschende Qualitäten zu verleihen versteht. So
entsteht aus den Scherben bewusst zerschlagener alter Flaschen ein Gebilde, das an die mystische Kraft
mittelalterlicher Kirchenfenster denken lässt. Auch die zerstörerische Kraft des Feuers bezieht er in seine
Arbeit ein und zeigt, dass diesem auch ein starkes schöpferisches Element innewohnt.
Zugleich ist für Lengauer Kunst immer auch ein Spiegel für die Betrachter, für die Gesellschaft und die
herrschenden Verhältnisse. Er hat Symbolfiguren entwickelt, die er in immer neue Zusammenhänge stellt
und durch alle künstlerischen Medien wandern lässt. Da ist der innere König, der ihm besonders wichtig
ist, dessen Krone die Würde bezeichnet, die jeder Mensch unabhängig von seinem äußeren Rang mit sich
und in sich trägt. Aber es gibt auch Fordernde, Zornige, Seiltänzer und Narren. Sie bezeichnen
menschliche Grundsituationen und können in ihren Kombinationen die Beziehungen der Menschen
untereinander darstellen. Der rote Faden, der sein gesamtes Schaffen durchzieht, ist der der
Menschenwürde.
Die Künstler der Gruppe Hymnus suchen in der heutigen Zeit eine sakrale Kunst zu schaffen, die
spirituelle Inhalte transportiert, ohne zu verstören, deren Grundlage das Staunen vor dem Zauber der
Schöpfung ist. Sie trauen sich, den heutzutage in der Künstlerschaft oft geradezu misstrauisch beäugten
Begriff „Schönheit“ zu verwenden. Gottfried Hula hat einen Wahlspruch formuliert, der für die ganze
Gruppe stehen kann: „Eingebrannt in unser Herz ist die Sehnsucht nach dem Unendlichen.“